Luisa DM-Vizemeisterin

Halbfinalsieg gegen das Olympia-Doppel

Die Weinheimerin Luisa Säger holt mit ihrer Doppelpartnerin Carolin Hajok die Silbermedaille bei den deutschen Meisterschaften

 

Wetzlar. Was für ein Erfolg: Luisa Säger, Spitzenspielerin des Tischtennis-Zweitliga-Tabellenführers TTC 46 Weinheim wurde mit ihrer Doppelpartnerin Carolin Hajok (Hannover 96) deutsche Vizemeisterin im Damendoppel. Ein Herzschlag-Moment für die langjährigen Freundinnen bei den 87. Nationalen Meisterschaften im hessischen Wetzlar, wo auch Sägers TTC-Vereinskollege Tom Eise spielte. Beide traten in den Disziplinen Einzel, Doppel und Mixed an.

„Als wir die Auslosung gesehen haben, dachten wir. Bei den letzten 16 ist Endstation. Durch unser Studium können wir beide nicht mehr so viel trainieren, dürfen auch nicht mehr international spielen. Was dann aber vor allem im Halbfinale gegen unser Olympia-Doppel passiert ist, war die Sensation schlechthin. Ich kann das noch gar nicht glauben“, sagte Luisa Säger und zeigte sich immer noch überrascht. Eigentlich hätte sie das Doppel mit ihrer Vereinskollegin Jennie Wolf gespielt, doch die wurde vom DTTB nicht mehr nominiert.

Der Erstrundensieg von Säger/Hajok in Wetzlar gegen Brauner/Jongen wurde zunächst noch als „normal“ eingestuft. Das 11:4, 11:5 und 11:8 sicherte schnell die zweite Runde. Dort wartete das gesetzte Erstliga-Doppel Mantz/Wan (Bingen). Nach dem 11:8-Erfolg im ersten Satz träumten Trainer Rainer Schmidt und die Fans schon vom Einzug in die Runde der besten Acht. Doch Mantz/Wan drehten auf und ließen Luisa und Carolin mit 11:5 keine Chance. Jetzt war der Ehrgeiz geweckt. Luisa mit toller Rückhand und Carolin mit knallharten Vorhandschüssen stellten die Gegnerinnen beim 11:3, 11:5 vor unlösbare Probleme. Der sensationelle Viertelfinaleinzug war geschafft.

Dort hatte sich überraschend das Doppel Kaufmann/Pranjkovic hineingespielt. Im ersten Satz hatten Säger/Hajok gegen die zwei jüngsten Teilnehmer beim 11:4-Erfolg keinerlei Probleme. Danach aber spielten die beiden 13- und 14-Jährigen groß auf und gewannen 11:6 und 11:9. Motiviert und vor allen Dingen konzentriert drehten Luisa und Carolin die Partie gegen emotionale Gegnerinnen wieder zu ihren Gunsten. Mit Schnittvarianten und tollen Topspins gewannen sie die Sätze vier und fünf sehr deutlich mit 11:4 und 11:2. Das Halbfinale und damit die Bronzemedaille waren ihnen jetzt schon sicher.

Halbfinalsieg gegen DM-Favorit

Gegen die an Nummer 1 gesetzte Paarung Shan/Lang rechnete sich das Duo aus Weinheim und Hannover allenfalls Außenseiterchancen aus. Das ließ Säger/Hajok weiter locker und unbekümmert aufspielen. Beim 12:10 sahen die 3300 Zuschauer in der Rittal Arena in Wetzlar hochklassiges Tischtennis. Shan/Lang, Letztere noch besser bekannt unter ihrem Geburtsnamen Silbereisen, konterten zum 11:6 und dem Satzausgleich. Doch Säger/Hajok spielten konsequent die vorgegebene Taktik ihres Trainer Rainer Schmidt weiter und gewannen Satz drei knapp mit 11:9. Nachdem der vierte Satz gegen die beiden deutschen Nationalspielerinnen wieder mit 7:11 verloren ging kam es zum entscheidenden fünften Satz. Dieser war an Spannung nicht mehr zu überbieten. Dem 8:8 folgte eine super Vorhand von Luisa und ein krachender Rückhandschuss von Hajok. Die große Sensation war greifbar. Shan verkürzte nochmals mit auf 9:10. Doch ein weiterer Vorhandtopspin von Lang ging knapp ins Aus. Was für ein Jubel bei Säger/Hajok. „Wir wollten eigentlich nur nicht in fünf Minuten abgeschossen werden – und dann das“, kann es Säger immer noch nicht fassen.

Im Finale traf man auf die deutsche Damen-Nationalspielerin Mittelham und die U18-Nationalspielerin Schreiner. Vor ausverkauftem Haus und über 3300 Zuschauern holten sich Säger/Hajok nach einem 7:10- Rückstand den ersten Satz mit 13:11. Danach aber waren die zwei zu passiv und verloren die kommenden Sätze recht deutlich. Unter dem Strich stand aber der niemals für möglich gehaltene deutsche Vizemeistertitel 2019 im Damendoppel.

Im Einzelwettbewerb musste Luisa Säger in der ersten Hauptrunde gegen die beim TSV Langstadt spielenden Anne Bundesmann spielen. Deutlicher als der 4:2-Erfolg aussieht war das Match. Nach einer 3:0-Satzführung schwand die Konzentration und so kam Bundesmann zu zwei Satzgewinnen, ehe Luisa beim 11:1 ernst machte. Unter den besten 16 kam es zum Duell gegen die spätere deutsche Meisterin Nina Mittelham, die in Düsseldorf unter Profibedingungen trainiert und in der 1. Bundesliga in Berlin spielt. Luisa verlor zwar mit 1:4 Sätzen, die ersten beiden Sätze aber jeweils unglücklich in der Verlängerung. Da war sogar mehr drin.

Tom Eise gewinnt seine Gruppe

Der für den TTC 46 in der 3. Bundesliga der Herren aufschlagende Tom Eise gewann seine Vorrundengruppe mit drei tollen Siegen und zog damit in die Hauptrunde ein. Björn Helbing vom 1. FC Köln, Lasse Becker von der TSG Kaiserslautern und Nick Neumann-Manz vom Tabellenführer der 3. Bundesliga, dem SV Hohenstein, mussten dem Weinheimer alle zum Sieg gratulieren. In der ersten Hauptrunde traf Eise auf Gianluca Walther. Leider gingen die Sätze knapp verloren und Tom verlor das Match mit 1:4.

Im Mixed-Wettbewerb spielten Tom und Luisa miteinander und trafen in Runde 1 auf die Doppelpartnerin von Luisa, Carolin Hajok und deren Partner Arne Hölter. Das erstmals wieder eingeführte Mixed sorgte für gute Stimmung. Luisa und Tom hatten bei 10:9 im Entscheidungssatz sogar einen Matchball, konnten diesen aber nicht verwerten und schieden mit 13:15 aus. Die Weinheimer bleiben aber auch so in bester Erinnerung. „Wir haben gezeigt, dass Tischtennis und Studium sehr wohl zu vereinbaren sind. Das freut mich besonders“, sagt die 19-jährige Luisa Säger. cs