Berlin. Vor wenigen Tagen hat offiziell die Saison 2022/23 begonnen. Eine spannende Spielzeit steht den Klubs und den Fans in der 1. Bundesliga Damen bevor. Die stärkste Liga Europas hat personell nochmals aufgerüstet und einige interessante Zugänge zu verzeichnen. Das Niveau in der Beletage des deutschen Damentischtennis dürfte folglich nochmals einen Tick nach oben gehen. Wir stellen die acht Teams in drei Folgen vor und beginnen mit Titelverteidiger ttc berlin eastside und Vizemeister TSV Langstadt, ohne dass dies eine Wertung oder Prognose bedeutet – im Profisport ist bekanntlich alles möglich.
Man kann nur hoffen, dass die Saison ohne Einschränkungen über die Bühne gehen kann, denn alle Beteiligten, am allermeisten die Spielerinnen selbst, freuen sich auf volle Hallen mit Hexenkessel-Atmosphäre. In circa sieben Wochen, die mit WTT-Turnieren und den Europameisterschaften in München gut gefüllt sind und wie im Flug vergehen werden, fällt der Startschuss für genau jene acht Bundesligisten, die wir bereits aus der letzten Saison kennen. Alle haben zumindest Ambitionen auf die Play-offs, einige wollen mehr. Andererseits könnte es auch einen spannenden Abstiegskampf geben, denn schwache Mannschaften wird man vergeblich suchen.
Angeführt wird das Feld vom Champion ttc berlin eastside, der nicht nur die Titelverteidigung im Visier hat, sondern auch das fünfte Triple der an Erfolgen so reiche Vereinsgeschichte. Ein interessanter Kader mit zwei international sehr erfolgreichen neuen Spielerinnen, eine davon erst 19, wurde zusammengestellt. Dahinter lauern hungrige Rivalen darauf, den Hauptstädterinnen ein Bein stellen zu können, allen voran Vizemeister TSV Langstadt mit prominenter Verstärkung aus Hongkong. Aber auch Pokalsieger SV DJK Kolbermoor ist heiß auf weitere Titel und Erfolge und hat das Team gezielt verstärkt.
Doch eigentlich kann man gar nicht allzu viel vorhersagen. So könnte ohne Weiteres auch ein Verein in das obere Drittel vorstoßen, der bisher noch nicht zur Spitzengruppe zählte. Als möglichen Kandidaten haben manche da den TTC Weinheim im Auge, der als Aufsteiger ein Jahr der Akklimatisierung in der nationalen Eliteliga hinter sich hat und nun mit namhaften Neuzugängen höhere Ziele ansteuern möchte.
Mit dem ESV Weil und dem TSV Schwabhausen gehen nur zwei Vereine – frei nach der Devise „never change a winning team“ – ohne neues spielendes Personal in die Saison 2022/23.
So oder so: Eine spannende Saison mit Damentischtennis auf Topniveau deutet sich schon Wochen vorher an. Genießen wir die Vorfreude mit einem Blick auf die einzelnen Mannschaften des Oberhauses.
– Berlin
– Langstadt
– Weil
– Kolbermoor
– Böblingen
– Weinheim
– Bingen
Der Serienmeister ist im deutschen Damentischtennis nach wie vor das Maß der Dinge und will es auch bleiben. Auch in der kommenden Saison wird das Team von Cheftrainerin Irina Palina mit einem Topkader auf drei Hochzeiten tanzen und die Chancen stehen nicht schlecht, nach dem hauchdünnen, unglücklichen Scheitern in Europas Königsklasse sowie im nationalen Pokalwettbewerb – zweite oder dritte Plätze zählen für einen Klub mit dieser Erfolgsgeschichte nicht – diesmal wieder richtig zuzuschlagen. Das fünfte Triple der Klubhistorie liegt durchaus im Bereich des Machbaren, auch wenn Manager Andreas Hain dies nicht explizit als Saisonziel deklariert: „Wir wollen selbstverständlich so viele Titel wie möglich gewinnen. Ob und wie viele es sein werden, wird man sehen…“.
Der Kader wird sich ein wenig verändern. Britt Eerland wechselt – wie schon lange bekannt – nach Spanien sowie die beiden deutschen Top-Nationalspielerinnen Nina Mittelham, die vor Kurzem beim WTT Lima Contender in Peru ihren ersten Titel auf Weltebene einfuhr, und Shan Xiaona nach Japan. Viele rechnen jedoch damit, dass beide zur Rückrunde in die Hauptstadt zurückkehren werden, um gemeinsam mit dem ttc eastside die großen Saisonziele in Angriff zu nehmen, auch wenn Hain („das wird man sehen ….“) dies zurzeit noch nicht bestätigen möchte.
Lee Ho Ching kommt aus Hongkong und dürfte eine echte Verstärkung werden. Die 29-jährige Angriffsspielerin ist aktuell als 53. in der Weltrangliste verzeichnet, was nicht ihr tatsächliches Leistungsvermögen widerspiegelt. Im Januar 2018 wurde sie noch an Position zwölf gelistet – eine potenzielle Top 20-Spielerin ist sie allemal. Zudem gilt sie als Doppel-Spezialistin. Lee wird sicher nicht immer zum Einsatz kommen. „Sie wird dann spielen, wenn wir sie brauchen“, erklärt Hain.
Aus Russland schloss sich die 19-jährige Elizabet Abraamian, eine der weltbesten Juniorenspielerinnen, dem ttc eastside an. Die neue Nummer zwei des Hauptstadtklubs war im ITTF-Ranking vor einigen Wochen bereits an Position 25 angekommen, im Moment ist sie die Nummer 36. Eine schon jetzt sehr erfolgreiche Spielerin mit großer Zukunft. In Berlin ist man von ihrer Qualität überzeugt. „Sie wird Eerland mehr als gleichwertig ersetzen“, ist Hain überzeugt.
Aus Kolbermoor kommt die 39-jährige Defensivkünstlerin Ran Li-Kath, die schon früher viele Jahre in der Hauptstadt aufgeschlagen hat. Sie ist keineswegs nur als Backup gedacht und „wird regelmäßig in der Bundesliga spielen“, so der Manager. Vom TSV Langstadt wurde mit der erst zwölf Jahre alten Josephina „Josi“ Neumann Europas größte Nachwuchshoffnung verpflichtet. Auch sie wird im Oberhaus als dann jüngste Bundesligaspielerin aller Zeiten an den Tisch gehen: „Sie wird einige Einsätze haben und auch Spiele gewinnen!“, lässt Hain keinen Zweifel aufkommen.
Geblieben sind die ambitionierte Linkshänderin Sabina Surjan und die routinierte Abwehrspielerin Ding Yaping. Weiterhin gemeldet sind die Aserbaidschanerin Jing Ning und die Singapur-Chinesin Lin Ye – letztere blieb in der Vorsaison bei ihren Einsätzen im eastside-Dress ohne Niederlage. An Bord bleibt auch Kathrin Mühlbach, während die frühere deutsche Nationalspielerin Jessica Göbel ihre überaus erfolgreiche aktive Karriere beendet hat. „Jessica wird dem ttc eastside aber als Trainerin erhalten bleiben“, erklärt der Manager. „Der Kader für die Champions League kann erst nach dem Meldeschluss der ETTU benannt werden“, fügt Hain hinzu.
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Wai Yam Minnie Soo – auch der Vizemeister und Vizepokalsieger hat nun sein Ass aus Hongkong. Die 24-jährige internationale Topspielerin konnte man auf den letzten Drücker als Neuverpflichtung für das Bundesligateam präsentieren. Manchem deutschen Tischtennis-Fan dürfte die Asiatin noch in leidvoller Erinnerung sein. Denn Minnie Soo war es, die bei den Olympischen Spielen in Tokio im Spiel um Platz 3 gegen die deutsche Nationalmannschaft gleich zwei Einzelsiege für ihr Nationalteam verbuchte. Gegen die DTTB-Asse Han Ying und Shan Xiaona gewann sie in jeweils vier Sätzen und hatte damit wesentlichen Anteil am 3:1-Erfolg von Hongkong und der damit verbundenen Bronzemedaille.
Dass Minnie Soo derzeit lediglich auf Platz 154 der Weltrangliste geführt wird, kann man getrost vernachlässigen. Das internationale Ranking wurde nämlich nach einer Neuberechnung nach einem neuen System Anfang Mai vollkommen durcheinander gewirbelt. „Wenn man ein paar Turniere nicht spielt, geht‘s rapide nach unten“, wie Langstadts Sportlicher Leiter Manfred Kämmerer erläutert.
Die modebewusste Hongkong-Chinesin Minnie Soo, die auch schon mit pinkrosafarbenem Haarstyle Aufsehen auf internationalen Turnieren erregte, war zum Beispiel im Februar 2018 als Nummer 25 der Welt notiert worden und stand sehr lange unter den TOP 40 des internationalen Damen-Tischtennis. Sie ist World-Tour-erprobt und gilt zudem als exzellente Doppelspielerin.
Kämmerer zerstreut Spekulationen, dass hier lediglich eine namhafte Spielerin als Backup für besondere Situationen verpflichtet worden sein könnte. „Natürlich will und soll Minnie auch spielen“, sagt der Sportliche Leiter des TSV. „Wie oft, das wird man sehen. Das hängt natürlich auch von den internationalen Turnieren ab, die sie spielen wird.“ In Südhessen freut man sich auf den Neuzugang: „Mit Minnie Soo verstärkt uns eine Topspielerin, die uns viele Variationsmöglichkeiten bei der Aufstellung gibt“, so Kämmerer. „Wir hatten in der letzten Saison ausgerechnet im Finale gegen Berlin mit Verletzungsproblemen zu kämpfen. In der Saison hatten wir letztlich auch viel Glück, dass wir ohne Verletzungs- bzw. Corona-Probleme durchgekommen sind. Dieses Risiko wollten wir in der neuen Saison nicht mehr eingehen.“ Kämmerer fügt hinzu: „Die Fans dürfen sich auf Minnie mit ihrer offensiven und attraktiven Spielweise bereits jetzt freuen. Dazu ist sie ein total cooler Typ und passt hervorragend in unser Team.“
Das erfolgreiche deutsche Quartett Petrissa Solja, weiterhin auf der Spitzenposition gemeldet, Chantal Mantz, Franziska Schreiner und Tanja Krämer bleibt komplett an Bord, wobei Schreiner und Krämer im in die 2. Bundesliga aufgestiegenen B-Team gemeldet sind und auch dort von Fall zu Fall einige Spiele bestreiten können. Schließlich soll die junge Mannschaft im Unterhaus gehalten werden.
In Langstadt ist man stolz darauf, nun in folgenden Spielklassen vertreten zu sein: 1. Bundesliga, 2. Bundesliga, Regionalliga, Hessenliga – dementsprechend wurden junge Toptalente aus Hessen verpflichtet, um den Unterbau zu stärken und mit frischen Perspektiven zu versehen. Der bekannteste Neuzugang der jugendlichen Kategorie ist die 13-jährige amtierende deutsche Schüler-Meisterin Lorena Morsch, die in der 2. Mannschaft in der 2. Liga zum Einsatz kommen wird.
Der TSV gibt kein konkretes Saisonziel aus und verlangt von seinen Spielerinnen keine Titel. Dass man mit diesem Kader jedoch wieder ganz oben mitspielen dürfte und sollte, ist natürlich jedem beim hessischen Vorzeigeklub klar.
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In Schwabhausen greift man nicht nach den Sternen und ist gut geerdet. Man setzt auf langsamen, kontinuierlichen Aufbau und nicht darauf, wie Phönix aus der Asche zu schießen und dann vielleicht ebenso rasch wieder abzustürzen.
Die Saison 2020/21 schloss man auf Platz vier ab, die letzte Spielzeit auf dem dritten Rang. Nach starker Punktrunde war dem Team um Sabine Winter beide Male in den Play-offs das Glück nicht hold. Vorletzte Saison scheiterte man im Viertelfinale in drei packenden Begegnungen an einem über sich hinauswachsenden ESV Weil, während man sich zuletzt in der ersten Play-off-Runde einem extrem stark aufspielenden SV DJK Kolbermoor in der Derby-Serie nach drei Unentschieden geschlagen geben musste. Man kann inzwischen von der Faustregel ausgehen: Schwabhausen in den Play-offs: Das wird spannend und kann dauern …… Das Pokal Final Four hatte man 2020/21 erreicht und dort hauchdünn die Hürde Kolbermoor gerissen. Zuletzt in Hannover hatte man kein Losglück und zog in der Gruppe knapp gegen den späteren Finalisten Langstadt den Kürzeren.
Nun wäre, konsequent weitergedacht, eigentlich das Play-off-Halbfinale in der Meisterschaft fällig. Und im Pokalwettbewerb zumindest das Final Four. Es geht eben Schritt für Schritt voran und ein umsichtiger Tischtennislehrer wie Alexander Yahmed ist als TSV-Trainer bestrebt, die Spielerinnen, die ihm zur Verfügung stehen, gezielt zu verbessern. Auch wieder nicht kometenhaft, sondern Schritt für Schritt und nachhaltig. Bisher mit sehr gutem Erfolg.
Folglich wartet man auf spektakuläre Transfermeldungen bei den Oberbayern vergeblich. Es ist lediglich eine Personalie zu vermelden, eine Spielerin aus dem bisherigen Sextett steht nicht mehr zur Verfügung. Abteilungsleiter Helmut Pfeil stellt fest: „Bei uns gibt es eigentlich nur zu berichten, dass uns Mateja Jeger verlassen wird, um in Weinheim zu spielen. Neuzugänge für die 1. Liga haben wir keine.“
Die kroatische Nationalspielerin, die sich dem Ligarivalen aus Nordbaden anschloss, war in den letzten Jahren besonders dann sehr erfolgreich, wenn sie im hinteren Paarkreuz aufschlagen konnte. Ihr variables Kurznoppenspiel stellt viele Gegnerinnen vor Probleme. Dennoch ist man überzeugt, ihren Weggang mit dem angestammten Personal kompensieren zu können.
Mit Sabine Winter, die im Juni in Saarbrücken – eigentlich lange überfällig – nach sechs Doppel-Titeln endlich erstmals auch Deutsche Einzelmeisterin werden konnte, verfügt man über eine Spitzenkraft, um die sämtliche Konkurrenten den TSV beneiden. Mit ihrer 21:2-Bilanz war sie letztes Jahr einmal mehr erfolgreichste Spielerin der Bundesliga-Punktrunde. An Position zwei finden wir die Weltranglisten-67. Liu Yangzi (Australien), die sich letzte Saison im deutschen Oberhaus gut akklimatisiert hat. Mit ihren 20 Jahren besitzt Liu zudem alle Möglichkeiten, sich weiter zu verbessern – eine Spielerin mit gigantischem Potenzial.
Hinter Winter und Liu wird es extrem ausgeglichen: Die Nummer drei ist die weißrussische Abwehrspezialistin Alina Nikitchanka, die schon manche stärker eingeschätzte Gegnerin „zersägt“ hat. Es folgen die beiden Ungarinnen Mercedesz Nagyvaradi und Orsolya Feher, letztere im B-Team (3. Bundesliga Süd) gemeldet. Beide konnten letzte Saison positive Bilanzen verbuchen und gelten zudem als starke Doppel-Spielerinnen. Vielleicht könnte sich auch eine Spielerin wie die 18-jährige Holländerin Emine Ernst im Lauf der Saison ins Rampenlicht spielen, die etatmäßig auch in der 3. Liga aufschlagen wird. Für alle Fälle steht auch noch die 20-jährige US-Nationalspielerin Crystal Wang auf dem Meldebogen, die sich in der Bundesliga gewiss auch nicht verstecken muss.
So oder so: Mit diesem substanzvollen Kader muss dem TSV Schwabhausen vor der kommenden Saison nicht bange sein.
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Der ESV Weil verfügt über keine Stars. Der Star ist bei den Südbadenerinnen ausschließlich die Mannschaft – und dieses Konzept passt und war bisher sehr erfolgreich. Regelmäßig wachsen die fünf Spielerinnen in den Pflichtspielen über sich hinaus, eine fightet und „arbeitet“ für die andere, sodass der ESV als Team weit besser ist als bloß die Summe seiner Einzelspielerinnen.
Zweimal bereits hat die Konkurrenz in dem Quintett einen potenziellen Abstiegskandidaten gewittert, doch zweimal hat die Truppe aus dem äußersten Südwesten eindrucksvoll gezeigt, dass man sie stets auf der Rechnung haben sollte. 2020/21 kam man als Aufsteiger im Oberhaus an und hatte eigentlich nichts anderes im Sinn, als irgendwie die Klasse zu halten. Doch es wurde eine furiose Premierensaison. Man sicherte sich gleich einmal die Final-Four-Teilnahme im Pokalwettbewerb. Im Halbfinale war dann der spätere Cupsieger ttc berlin eastside erwartungsgemäß eine Nummer zu groß. In der Liga lief man auf einem hervorragenden fünften Platz ins Ziel ein und präsentierte den Fans anschließend eine spektakuläre Zugabe. Im Viertelfinale rang man den klar favorisierten TSV Schwabhausen in drei geradezu unfassbar spannende Partien nieder und zog sensationell ins Halbfinale ein. Auch dort stellte der spätere Champion berlin eastside dann eine zu hohe Hürde dar.
2021/22 sah es in der Punktrunde noch souveräner aus, die man erstmals mit positivem Punktekonto auf Platz vier beendete. In den Viertelfinal-Play-offs stand man dann der SV Böblingen gegenüber und abermals ging es über die volle Distanz von drei hoch spannenden Duellen. Am Ende hatte der ESV die Nase knapp vorne und durfte sich über die zweite Halbfinalteilnahme in Folge freuen. Die Endstation war dann, wie gehabt, der ttc eastside mit seiner Ausnahmetruppe. Im Pokal verfehlte man in Hannover das Final Four, da man sich in der Gruppe dem späteren Pokalsieger Kolbermoor beugen musste. Alles in allem hat man aber zwei äußerst erfolgreiche Spielzeiten hinter sich gebracht, die besten der bisherigen Vereinsgeschichte.
Never change a winnig team – kein Grund also, am Kader irgendetwas zu verändern. Jedenfalls ist man im Dreiländereck felsenfest davon überzeugt, auch 2022/23 wieder viel Freude an den Darbietungen der Mannschaft zu haben und setzt unverändert auf die Serbin Izabela Lupulesku, die Kroatin Hana Arapovic, die Bulgarin Polina Trifonova, die Ukrainerin Ievgeniia Sozoniuk und die Brandenburgerin Vivien Scholz. Gemeldet sind die fünf in dieser Reihenfolge, man hat also die Aufstellung ein wenig durcheinander gewirbelt. Mit Trifonova und Sozoniuk schlagen die beiden erfahrensten Spielerinnen nun hinten auf und dürften da für jeden Gegner zur echten Herausforderung werden. Hinten spielt auch Vivien Scholz, die in der 2. Mannschaft gemeldet ist und dort gerne auch das eine oder andere Spiel bestreitet, da sie die „Erdung“ an der Basis schätzt. Doch die 25-Jährige, die inzwischen für Luxemburg munter auf WTT-Turnieren unterwegs ist, zählt natürlich ebenso zur Bundesligatruppe wie die übrigen Vier.
Abteilungschefin Doris Spiess erklärt: „Bei uns gibt es keine Veränderung im Kader. Die Mannschaft hat sich in der letzten Saison hervorragend geschlagen, die Spielerinnen fühlen sich wohl hier, es gab also keinen Grund für einen Wechsel.“
Eine muss man dennoch gesondert hervorheben, eine mit deren Verpflichtung zur Saison 2021/22 der „Eisenbahner-Sportverein“ ein sehr gutes Händchen bewiesen hat. Die Kroatin Hana Arapovic kam als gerade 17 gewordenes europäisches Toptalent als Nachfolgerin von Sophia Klee ins Dreiländereck und hat dort vom ersten Spiel an alle Zweifler überzeugt. Arapovic hatte überhaupt keine Mühe, sich an das naturgemäß sehr hohe Niveau in Deutschlands Eliteliga anzupassen und glänzte dort sogleich mit einer 14:4-Bilanz. Sie hat kein einziges Match gegen eine gegnerische Nummer Vier verloren. Man darf gespannt sein, ob die jüngste ESV-Spielerin nun einen weiteren Sprung vollziehen und auch im Spitzenpaarkreuz bestehen kann.
Der ESV Weil ist gekommen, um zu bleiben. Es wäre keine Überraschung, wenn dies erneut gelänge, vielleicht wieder ähnlich souverän wie in den beiden letzten Jahren. Man hat ja längst bewiesen, dass man dazu im Dreiländereck keine Topstars benötigt.
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Die SV Böblingen hat eine merkwürdige und gewiss auch denkwürdige Saison 2021/22 hinter sich, die aus zwei vollkommen ungleichen Teilen bestand.
0:14 Zähler nach der Vorrunde und 0:16 Punkte nach acht Partien, in denen so ziemlich alles schief gelaufen war, was schieflaufen konnte, und in denen man zudem nicht gerade vom Glück gesegnet war. Damals war durchaus damit zu rechnen, dass es einen Absteiger geben würde und die SVB war – trotz ihres starken Spitzenpaarkreuzes mit Qianhong Gotsch und Annett Kaufmann – erster Anwärter auf eine „Ehrenrunde“ im Unterhaus. Doch dann begann sich die personelle Aufrüstung zur Rückrunde mit der wendigen Taiwanerin Lin Chia-Hsuan und der Deutsch-Ungarin Leonie Hartbrich im hinteren Paarkreuz auszuzahlen. Man verbuchte in den nachfolgenden Partien 9:3 Punkte und spielte manchen Rivalen eindrucksvoll an die Wand, sodass man am Ende sogar noch auf Platz fünf ins Ziel einlief und, lange unvorstellbar, die Teams aus Kolbermoor, Weinheim und Bingen hinter sich ließ.
In den Play-offs gegen die Weilerinnen musste man dann zwar ohne Lin auskommen, war aber inzwischen richtig heiß gelaufen und scheiterte auch ohne die bärenstarke Asiatin in drei aufregenden Partien letztlich an zwei Bällen.
Im Pokalwettbewerb hatte man, noch vor der Wende zum Guten, immerhin das Final Four erreicht, hatte im Halbfinale jedoch dem späteren Turniersieger Kolbermoor gratulieren müssen.
Am Ende der Saison konnte man aber eine Menge positiver Eindrücke und reichlich Motivation für die neue Runde mitnehmen. Eine Zittersaison möchte man bei den Schwaben nicht mehr erleben und hat die Mannschaft nun so aufgestellt, dass eigentlich nichts mehr danebengehen sollte.
Vorne werden, wie gehabt, „Hongi“ Gotsch und Annett Kaufmann aufschlagen. Es gibt nach wie vor kaum Spielerinnen in der Liga, die es gegen Gotschs virtuoses Defensivspiel leicht haben – auch mit 53 dürfte Böblingens Tischtennis-Ikone für positive Bilanzen garantieren. Und für die gerade 16 gewordene Kaufmann – ein solcher Altersunterschied zwischen der Nummer eins und zwei wäre wohl etwas für das noch nicht geschriebene „Guinness Buch der Tischtennis-Rekorde“ – arbeitet ohnehin die Zeit. Das SVB-Nesthäkchen verbessert sich ständig und ist als DTTB-Nationalspielerin auf sehr vielen hochkarätigen internationalen Turnieren vertreten. Sie ist unter anderem amtierende U15-, U19- und U21-Europameisterin, was ihre Ausnahmestellung im europäischen Jugend- und Juniorenbereich dokumentiert. Natürlich treten noch stärkere Schwankungen auf, wenn man als Teenager ständig um die Welt jettet und auf gepackten Koffern lebt. Und jetzt kommt moch eine richtig gute Nachricht: Die spielstarke und bei den Fans beliebte Linkshänderin Lin Chia-Hsuan, die bisher erst ein einziges Match im SVB-Dress verloren hat, konnte gehalten werden und schlägt als Nummer drei auf. Mit ihr wird auch das hintere Paarkreuz enorm stark sein. Hinter Lin ist die routinierte Yanhua Yang-Xu gemeldet, die lange verletzt war, inzwischen aber wieder einsatzfähig ist. Die Nummer fünf ist neu: Die 20-jährige englische Nationalspielerin Charlotte Bardsley kam vom Zweitligisten TTC Langweid an den Böblinger Silberweg. Bardsley ist zunächst noch nicht für den ständigen Ligaeinsatz vorgesehen. „Sie beginnt im September ein Studium“, erläutert Manager Frank Tartsch. „Da sie noch nicht weiß, inwieweit sie das beanspruchen wird, passt für sie die Rolle als Ergänzungsspielerin sehr gut.“ Selbstverständlich gehört auch Leonie Hartbrich weiter zum Bundesligakader, die – nach etwas unglücklichem Start – gerade gegen Ende der Rückrunde vorzügliche Leistungen abrufen konnte.
Nicht mehr dabei sind Alexandra Kaufmann, die zum VfL Sindelfingen in die 3. Liga wechselt, sowie Defensivspielerin Rosalia Behringer, die aus beruflichen Gründen Baden-Württemberg verließ und künftig für den TuS Uentrop in der 2. Bundesliga aufschlagen wird.
Insgesamt stellt die SVB in der kommenden Saison ein Team, das, wenn alles gut läuft und man von Verletzungspech verschont bleibt, sogar an das Tor zu den Play-offs anklopfen könnte. In einer Aufstellung Gotsch, Kaufmann, Lin, Hartbrich etwa sollte man mit fast jedem Gegner in Europas Topliga mithalten können.
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Bei den Oberbayern, einem der erfolgreichsten deutschen Vereine der letzten Jahre und lange fast als Alleinunterhalter im Zweikampf mit Berlin um Titel und Pokale, hat sich personell einiges verändert. Man hat zwei Abgänge und zwei Zugänge zu verzeichnen, wobei es scheint, als würden die beiden Neuen die beiden innerhalb der Liga gewechselten Ex-Spielerinnen mehr als nur kompensieren.
Man zögert zunächst einen Moment, wenn man die Frage gestellt bekommt, ob der Deutsche Meister von 2018 SV DJK Kolbermoor eine gute, erfolgreiche Saison hinter sich gebracht hat. Doch, hat er! Zwar lief in der Liga manches nicht optimal und das Pech gesellte sich auch noch dazu, etwa in Form von Verletzungen oder einer kampflos verlorenen Partie wegen eines positiven Corona-Tests „zwischen Tür und Angel“, der einer späteren Überprüfung nicht standhielt – doch da waren die Punkte bereits weg. Man muss jedoch alle Ebenen betrachten und der zweite nationale Pokalsieg nach 2019 war schon etwas Besonderes und ziert nun völlig zu Recht die Vereinschronik. Auch wenn mit Georgina Pota ein internationaler Topstar mithalf, war gerade die Teamleistung im Finale gegen Langstadt phänomenal. Natürlich war der sechste Platz in der Abschlusstabelle der Liga nicht das, was ein Klub wie Kolbermoor anstrebt. Doch gerade in den Play-offs zeigte das Team dann Willen, Moral und Zusammenhalt und bot bärenstarke Leistungen, zunächst gegen Schwabhausen, dann im Halbfinale gegen Langstadt, gegen das man mit viel Pech ausschied. In der Liga ist man auch nicht den einfachsten Weg gegangen und hat versucht, die jungen Spielerinnen an das hohe Niveau dort heranzuführen. In den Play-offs hat „Nesthäkchen“ Naomi Pranjkovic dann gezeigt, dass dies der richtige Weg war und konnte den Vertrauensvorschuss durch gute Leistungen zurückzahlen.
Man hat mit DTTB-Nationalspielerin Yuan Wan, die es nach Weinheim zog, die Nummer zwei verloren sowie mit Ran Li-Kath, die zum Deutschen Meister nach Berlin wechselte, eine erfahrene Defensivspielerin abgegeben, die allerdings nur zweimal zum Einsatz kam.
Dafür hat man mit der Schwedin Linda Bergström eine extrem starke neue Spitzenspielerin an Bord genommen – die 27-jährige Abwehrstrategin ist in der Weltrangliste aktuell an Position 44 notiert und international sehr erfahren. In Berlin kennt man sie gut aus diversen Duellen in der Champions League, bei denen sie das Trikot der europäischen Topklubs Linz AG Froschberg trug. Zuletzt spielte sie aber beim französischen Spitzenklub Lille Lyssois. Fraglos eine echte Bereicherung für die 1. Bundesliga Damen.
Zudem wurde die 23-jährige ukrainische Linkshänderin Solomiya Brateyko unter Vertrag genommen, die vom Zweitliga-Vizemeister zum SV DJK gekommen ist. Die aktuelle ukrainische Meisterin im Einzel zählte mit einer Bilanz von 16:4 (Rückrunde 11:1) im Spitzenpaarkreuz zu den besten Spielerinnen des Unterhauses und lässt für die Zukunft noch einiges an Steigerungspotenzial erwarten. Sie ist die neue Nummer vier der Oberbayern. Unter dem Strich scheint das Team also für die neue Saison einen Tick stärker aufgestellt zu sein als 2021/22.
„Für uns zwei super Neuzugänge“, freut sich Trainer und Abteilungsleiter Michael Fuchs über die beiden neuen Gesichter im Team. „Linda ist eine der besten europäischen Spielerinnen und als zweite Abwehrspielerin für uns natürlich eine super Option auch für ein Abwehr-Doppel. Ebenso ist Solomiya eine super Verstärkung für uns. Als Linkshänderin und gute Doppelspielerin haben wir mit ihr sowohl für die Einzel als auch für die Doppel mehr Möglichkeiten für Variationen in der Aufstellung.“ Fuchs fügt hinzu: „Sie sind beide sehr professionell und menschlich eine echte Bereicherung für uns. Wir und unsere Fans werden sicher viel Freude an ihnen haben – da sind wir uns sicher!“
Weiter an Bord sind Leistungsträgerinnen wie Kristin Lang und Svetlana Ganina, die beide nach wie vor für hoch positive Bilanzen im vorderen beziehungsweise hinteren Paarkreuz garantieren. Und natürlich auch die Youngster Naomi Pranjkovic (17) und Laura Tiefenbrunner (20), die schon sehr weit fortgeschritten sind auf ihrem Sprung nach oben und jederzeit mit Aussicht auf Erfolg in der 1. Bundesliga eingesetzt werden können. Die routinierte Ungarin Krisztina Toth, einst Weltklassespielerin und seit Jahren als Verbandstrainerin tätig, könnte auch noch eingesetzt werden, wenn einmal Personalnot bestehen sollte. Auch die Schwedin Matilda Ekholm ist gemeldet und könnte noch spielen, ob sie aber tatsächlich bisweilen zur Verfügung stehen wird, bleibt abzuwarten.
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Das erste Jahr des TTC 46 Weinheim in der 1. Bundesliga Damen stand ganz im Zeichen des Projekts Klassenerhalt und der Akklimatisierung in der stärksten Liga Europas. Nun möchte der Siebte der Abschlusstabelle der Saison 2021/22 den nächsten Schritt gehen und sich im oberen Bereich der Liga etablieren.
Mit der 22-jährigen Bruna Takahashi hatte man sich die Dienste einer international sehr erfolgreichen Ausnahmespielerin bereits zur Premierensaison gesichert, und die Basilianerin enttäuschte die hohen Erwartungen nicht. Die aktuelle Nummer 18 der Weltrangliste – aus der Bundesliga ist nur Nina Mittelham vom ttc berlin eastside derzeit im ITTF-Ranking besser platziert – erwies sich als Bank auf der Spitzenposition. Wenn sie zum Einsatz kam, war das Team aus Nordbaden nur schwer zu schlagen. 14:2 lautete ihre Einzelbilanz, lediglich gegen Mittelham zog sie im Hin- und Rückspiel den Kürzeren. Im Doppel verbuchte Takahashi in wechselnden Formationen eine 6:2-Bilanz. Früh konnte der Verein die Vertragsverlängerung bekannt geben – beileibe keine Selbstverständlichkeit, da eine solche Spitzenkönnerin natürlich umworben ist und viele Angebote im In- und Ausland hatte. Doch Publikumsliebling Takahashi gefällt es eben in Weinheim.
Um die Südamerikanerin als unumstrittene Nummer eins wurde das gut aufgestellte neue Team gebildet. Vorstand, Manager und „Macher“ Christian Säger konnte drei starke Spielerinnen aus der ersten Bundesliga gewinnen, die in ihren bisherigen Vereinen teilweise sogar im vorderen Paarkreuz aufgeschlagen haben und eindeutig als Verstärkungen gelten dürfen. Möglich wurde die Verpflichtung der drei namhaften Neuzugänge auch durch einen neuen Sponsor, der das zur Verfügung stehende Budget für die erste Mannschaft merklich erhöht hat. Man bleibt in Weinheim aber bodenständig und macht keine riskanten finanziellen Sprünge, um den sportlichen Erfolg zu erzwingen, wohl wissend, dass dies in den seltensten Fällen funktioniert. Man hat sich dementsprechend wohlüberlegt und sehr gezielt verstärkt.
„Neu dazugekommen sind mit Yuan Wan aus Kolbermoor, Giorgia Piccolin aus Bingen und Mateja Jeger aus Schwabhausen drei gestandene Bundesligaspielerinnen“, so Säger. „Mit ihnen und den verbliebenden Kräften Bruna Takahashi, Sophia Klee, Jennie Wolf und Luisa Säger sind wir sehr breit aufgestellt.“
Fast kann man von vier Neuzugängen sprechen, denn für die 19-jährige Sophia Klee hatte die zurückliegende Saison unter keinem günstigen Stern gestanden. Die nach Bundesliga-Stationen in Bad Driburg und Weil zum damaligen Aufsteiger gestoßene Klee kam lediglich auf fünf Einsätze und fiel dann mit einem Kniescheibenbruch für den Rest der Saison aus. Nun steht das DTTB-Talent auch auf internationaler Bühne wieder am Tisch und will natürlich erst recht in der Bundesliga wieder voll angreifen. Eine positive Bilanz im hinteren Paarkreuz ist ihr ohne Weiteres zuzutrauen.
Natürlich konnte man nicht alle Spielerinnen übernehmen. Die Weißrussin Daria Trigolos, die mit einer 8:12-Bilanz im vorderen Paarkreuz keineswegs enttäuschte und immer mit gutem Kampfgeist und großer Mannschaftsdienlichkeit glänzte, zog es nach Frankreich. Ihre offizielle Verabschiedung verlief tränenreich. Auch die Belgierin Lisa Lung verließ den Verein. Auf die Dienste von Caroline Kumahara, die an Takahashis Level nicht heranreicht, dennoch aber einige gute Spiele machte, hat man verzichtet, auch wenn kein Wechselantrag vorlag. Man ist in der neuen Aufstellung Takahashi, Wan, Jeger, Piccolin, Klee, Wolf und Säger – die beiden letztgenannten Spielerinnen sind in der in die 3. Liga aufgestiegenen 2. Mannschaft gemeldet und sollen auch dort einige Spiele bestreiten – so gut und dicht besetzt, dass man nicht noch eine weitere Nicht-EU-Ausländerin benötigt. Zumal deren Einsätze aufgrund der vielen WTT-Turniere bekanntlich immer schwierig zu planen sind.
„Klares Ziel ist das Erreichen der Play-offs in unserem zweiten Bundesligajahr“, gibt Christian Säger die Marschrichtung vor. „Abwarten muss man, wie sich die Begleitumstände wie Corona und die WTT-Turniere auf die Bundesligasaison auswirken werden.“ Die Play-offs sind ein absolut realistisches Saisonziel. Nicht wenige halten in der neuen Besetzung sogar den Sprung unter die Top 4 für machbar. Wenn das Team in Bestbesetzung spielt, muss es erst einmal geschlagen werden. Dies dürfte für keinen Ligakonkurrenten eine leichte Übung werden, nicht allein wegen Topstar Bruna Takahashi. Die Vorfreude ist überall im Verein spürbar, natürlich auch bei Säger: „Wir freuen uns, mit einer attraktiven Mannschaft unseren Zuschauern tolles Tischtennis bieten zu können.“
TTG Bingen/Münster-Sarmsheim
Nach der Katastrophensaison 2020/21, in der die sechs Spielerinnen des Kaders über die ganze Welt verstreut waren, oft aber wegen der Corona-Vorschriften nicht einreisen durften, sodass man bisweilen sogar zu dritt antreten musste, kam es in der letzten Spielzeit mit verändertem Kader nicht wesentlich besser. Erneut wurde es nur der letzten Platz in der Punktrunde und erneut verpasste man den Sprung in die Play-offs, obwohl man mit zwei mitreißenden 6:1-Siegen in die Runde gestartet war und viele geglaubt hatten, die TTG würde zur Überraschungsmannschaft der Saison werden. Doch es wurde nichts daraus und die Spielerinnen, die dem Team vermutlich am meisten geholfen hätten – so etwa die Inderin Archana Girish, die als einzige eine positive Bilanz erspielte –, standen zu selten zur Verfügung. Zudem konnte Giorgia Piccolin in der Rückrunde verletzungsbedingt nur ein einziges Mal eingesetzt werden. Man konnte zwar immer ein Quartett aufbieten, aber eben zu selten das stärkste.
Davor hatte man elf wirklich gute, erfolgreiche Jahre im Oberhaus und war in den Jahren 2014, 2015 und 2018 als „Vize“ sogar dem Meistertitel ganz nahe gekommen, zudem hatte man dreimal im deutschen Pokalendspiel gestanden. Es ist eine vollkommen ungewöhnliche Situation für den Klub aus Rheinland-Pfalz, nun zweimal in Folge in der Abstiegszone „herumgekrebst“ zu sein. Das möchte man nicht wieder erleben. Deshalb ist der Wunsch des Vorsitzenden Joachim Lautebach nur zu verständlich: „Wir wollen in unserer 14. Bundesligaspielzeit nach den zuletzt zwei schlechten Jahren einfach mal wieder eine einigermaßen normale Saison spielen.“ Seine Erklärung der letzten beiden nicht befriedigenden Spielzeiten: „Es kam vieles zusammen, natürlich spielte Corona und die damit verbundenen Beschränkungen eine wichtige Rolle, aber auch die vielen WTT-Turniere, die es für die Vereine immer schwieriger machen.“
Nun soll alles besser werden und man blickt am Binger Mäuseturm nach vorne. Dazu wurde der Kader auf einigen Positionen verändert. Giorgia Piccolin hat sich dem Ligakonkurrenten Weinheim angeschlossen. Die erfahrene Dänin Mie Skov hätte man gerne behalten, doch kam man zu keiner vertraglichen Einigung. „Giorgia wollte mal was anderes, Mie hat den neuen Vertrag nicht akzeptiert, wir sind nicht im Bösen auseinandergegangen“, so Lautebach. Auch Anastasia Bondareva, die trotz ihrer gerade 20 Jahre schon bei drei Bundesligavereinen unter Vertrag stand, ist nicht mehr dabei. Die Hessin wird künftig in ihrer Region für Drittligist TTC Langen aufschlagen.
Zwei Neuzugänge sind zu verzeichnen, in die der Verein große Hoffnungen setzt. Vom Zweitligisten TuS Uentrop kam Elena Kuzmina. 23:5 lautete die Einzelbilanz der 33-Jährigen, die 17 Jahre lang unter ihrem Mädchennamen Troshneva in der russischen Nationalmannschaft gespielt und an diversen Welt- sowie Europameisterschaften teilgenommen hat. Die neue Nummer zwei gilt auch als vorzügliche Doppel-Spielerin – in Uentrop verbuchte sie gemeinsam mit Yuki Tsutsui eine 10:1-Bilanz. Elena Kuzmina wird der TTG durchgängig zu Verfügung stehen, da sie in Deutschland lebt und international nicht mehr im Einsatz ist.
Mit der 26-jährigen Lea Rakovac wurde zudem eine ambitionierte kroatische Nationalspielerin verpflichtet, die über reichlich Champions-League-Erfahrung verfügt und nun auch international wieder angreifen will. Ihr erklärtes Ziel ist nicht nur, mit Bingen erfolgreich in der Bundesliga zu spielen, sondern auch sich für die Olympischen Spiele 2024 in Paris zu qualifizieren.
Die übrigen Spielerinnen sind geblieben, so die beiden Inderinnen Archana Girish Kamath, 22 Jahre alt und aktuelle Nummer 70 der Weltrangliste, sowie Diya Parag Chitale (19), im internationalen Ranking augenblicklich an Position 137 notiert. Beide haben großes Potenzial und kamen in der Saison 2021/22 nur sporadisch zum Einsatz – das soll sich nun ändern. Weiter dabei sind auch die beiden Tschechinnen. Die kampfstarke 26-jährige Linkshänderin Katerina Tomanovska hat das Potenzial hinten positiv zu spielen, was ihrer ein Jahr jüngeren Landsfrau Karolina Mynarova bisher noch nicht geglückt ist. Doch sie arbeitet in der renommierten Luxemburger Trainingsgruppe von Peter Engel täglich hart daran.
Und das führt uns zu einer entscheidenden Änderung auf der sportlichen Kommandobrücke: Der langjährige Teamcoach Frank Liesenfeld hat die TTG verlassen, Peter Engel fungiert nun als Mannschaftsleiter. Natürlich kann Engel, einer der besten Kenner des internationalen Damen-Tischtennis überhaupt, aufgrund seiner Verpflichtungen als Nationaltrainer Luxemburgs nicht bei jeder Partie zur Verfügung stehen. Und jetzt kommt Karolina Mynarova ins Spiel, die gerade ihre Trainerlizenz macht und als Spielertrainerin vorgesehen ist.
Gemeldet ist das Team in folgender Reihenfolge: Kamath, Kuzmina, Rakovac, Chitale, Tomanovska, Mynarova. Wenn die besten Vier möglichst oft zusammen spielen, ist vieles möglich, zumal wenn ein Toptrainer wie Peter Engel für die optimale Vorbereitung sorgt und die TTG-Asse taktisch gut einstellt.
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