„Neue Jugendliche fehlen uns jetzt“

 

Weinheimer Nachrichten | Sport | 24.02.2021

25.01.2021

Serie EinBlick mit Alexander Diefenbach vom TTC 46 Weinheim

Das Wahren des Mindestabstands fällt im Tischtennis nicht schwer. Die Platten, an denen gespielt wird, sind
2,74 Meter lang und 1,52 Meter breit. Dennoch wird auch die rasante Rückschlagsportart von der Corona-Pandemie
ausgebremst. Das Problem: Tischtennis ist ein Hallensport, und die Sportstätten sind gesperrt. Sorgen bereitet das auch Alexander Diefenbach, Jugendwart des TTC 46 Weinheim. „Uns könnte ein ganzer Jahrgang verloren gehen.“

Von Bernd Klemm

Vor gut eineinhalb Jahren hat der 28-Jährige sein Amt bei dem am höchsten spielenden Verein von der Bergstraße angetreten – und der Inhaber des C-Trainer-Scheins muss seitdem wahrlich keine einfache Aufgabe meistern. Den ersten Lockdown im Frühjahr 2020 überstand der Verein noch problemlos, das galt auch für den Nachwuchsbereich. „Als wir im Sommer wieder trainieren durften, waren alle Jungs und Mädchen wieder da und freuten sich auf die Gemeinschaft, wenn auch unter strengen Auflagen“, sagt Alexander Diefenbach. „Ich bin mir sicher, dass das auch der Fall sein wird, wenn der zweite Lockdown irgendwann einmal zu Ende geht. Verlieren werden wir wohl keine Nachwuchsspieler. Das Problem ist aber, dass wir keine Neuen hinzubekommen.“

Im Oktober hätten sich etwa noch zwei Einstiegswillige angemeldet. Doch dann folgte der Lockdown am 1. November – seitdem ruhen auch bei den Tischtennisspielern sämtliche Aktivitäten. „Noch ist mir zwar nicht bange, ich denke immer positiv“, betont der Mann mit den kurzen Haaren und den wachen Augen, den so schnell nichts zum Frösteln bringt. Zum Gesprächstermin in der leeren Sporthalle der Pestalozzi-Grundschule erscheint Diefenbach trotz winterlicher Wetterlage mit Jeans, schwarzer Trainingsjacke und Sportschuhen. Doch dann jagt ihm doch ein Schauer über den Rücken. „Wenn die Lockerungen noch lange auf sich warten lassen, befürchte ich, dass uns im Tischtennis ein kompletter Jahrgang wegbrechen könnte.“ Ein weiterer Nachteil sei, dass der TTC 46 Weinheim derzeit auch keine Tischtennis-AGs an der Pestalozzi- und der Friedrich-Schule anbieten darf. Für das zweite Schulhalbjahr waren dort die dritten Klassen eingeplant. „Über diese AGs kommen immer wieder Kinder und Jugendliche zu uns. Das fehlt jetzt natürlich besonders.“

Diesen Weg ging einst auch Diefenbach selbst. Als Grundschüler besuchte der gebürtige Weinheimer die Waldschule und kam über eine Tischtennis-AG im Alter von neun Jahren zum TTC 46. Hier durchlief er dann sämtliche Schüler- und Jugendmannschaften. Bereits mit 17 Jahren machte er seinen D-Trainer-Schein, vor fünf Jahren erwarb er die C-Lizenz. Als Aktiver spielt er aktuell in der sechsten Herren-Mannschaft in der A-Klasse.

Hygienekonzepte funktionieren

Dass es im Nachwuchsbereich indes überall bald recht eng werden könnte, verdeutlicht Diefenbach mit einem Blick auf die Meldezahlen bei den Jugendmannschaften. Die seien coronabedingt schon für die vor gut einer Woche abgebrochene Saison 2020/21 stark rückläufig gewesen. „Es gab in dieser Runde noch nie so wenige Jugendmannschaften, manche Ligen bestanden nur noch aus fünf oder sechs Teams, normalerweise sind es zehn.“ Auch der TTC 46 war gegenüber der Vorsaison mit einer Mannschaft weniger vertreten, schickte bei Jugend und Schülern fünf Teams ins Rennen, ein Jahr zuvor waren es noch sechs gewesen. „Wir spielen mit der ersten Schüler- und ersten Jugendmannschaft aber weiterhin in der Verbandsliga, der höchstmöglichen Klasse. Daher sind wir zufrieden.“

Klar, dass der TTC-Jugendwart hofft, möglichst bald wieder richtig loslegen zu können. Online-Angebote mit Trainingsinhalten als Übergangslösung würden kaum angenommen. „Wir brauchen eben für fast alles die Arbeit am Tisch.“

Zwar habe sein Verein bisher keinen Mitgliederschwund zu verzeichnen, aber gerade für die Kinder dürfe die Pause nicht zu lange dauern. Sicher ist sich Diefenbach, dass im Tischtennis die Hygienekonzepte sowohl im Verein als auch in den Schulen bestens funktionieren. „Wir haben das im Sommer doch schon bewiesen. Wir arbeiten mit vielen Umrandungen und Trennwänden, haben Tische und Material stets sofort desinfiziert und stellen etwa in der großen Sporthalle des Werner-Heisenberg-Gymnasiums maximal noch zehn Tische auf.“ Was Diefenbach indes kritisiert, sind die unklaren Richtlinien, die vom Deutschen Tischtennis-Bund (DTTB) bezüglich der Hygienekonzepte an die Vereine ausgegeben worden seien. „Da war doch viel Ermessenssache dabei.“ Völlig reibungslos hätten beim TTC 46 dagegen die strengen Anmelderegeln für das Training geklappt. „Das lief bei den Kindern sogar besser als bei den Erwachsenen. Wer sich bei der Jugend und den Schülern angemeldet hatte, der ist auch zur richtigen Zeit ins Training gekommen.“

Beim TTC 46 wird sowohl leistungsorientiert als auch in der Breite gearbeitet. Neben den großen Erfolgen der Herren- und Damenmannschaften wachsen beim Weinheimer Verein regelmäßig auch vielversprechende Talente heran. Vor der Corona-Pause waren vor allem Konrad Ell als Dritter bei der baden-württembergischen Top-12-Rangliste bei der U 18 und Celin Ermler (U 15) als Vierte bei der BaWü-Top-16-Jahrgangsrangliste auf einem hervorragenden Weg. Zudem wurde die Schülermannschaft mit Lars Sammet, Pablo Sommer, Tom Detig, Marten Hildenbeutel und Yeish Banik Badischer Mannschaftsmeister.

Im zurückliegenden Jahr konnten allerdings nur noch die Bezirksranglisten im Januar ausgespielt werden, alle weiteren Turniere fielen aus. Auch den TTC 46 Weinheim trafen die Absagen als geplanten Ausrichter der Verbandsrangliste Jugend/Schüler im Mai 2020 und der Verbandsranglisten der Senioren im Juli 2020.

Das gesellige Miteinander fehlt

Diefenbach und seinen Mitstreitern fehlen vor allem auch die geselligen Veranstaltungen wie Weihnachtsfeier oder Vereinsmeisterschaften. „Da kommen normalerweise alle im Verein zusammen, das ist eine ganz wichtige Sache. Auch die gemeinsamen Essen nach den Punktspielen vermissen wir alle sehr.“ Schließlich definiere sich Tischtennis auch über das Miteinander – und das über Generationen hinweg. „Im Erwachsenenbereich können 15-Jährige mit 80-Jährigen zusammen in einer Mannschaft spielen. Gerade das fasziniert mich an diesem Sport.“ Neben einer guten Technik spiele im Tischtennis zudem die mentale Stärke eine wichtige Rolle. „In entscheidenden Situationen muss man das Nötige auch abrufen können. Ein mental besserer Spieler kann durchaus gegen einen technisch besseren Gegner gewinnen.“

Wie und wann es in diesem Jahr weitergehen kann, ist auch im Tischtennis völlig ungewiss. Die Mannschafts- und Pokalrunde 2020/21 sind ohne Wertung abgebrochen worden. Die Bezirksrangliste 2021 wurde bereits gecancelt, alle weitergehenden Turniere sind auf unbestimmte Zeit verschoben. Dabei soll das Jahr 2021 zum 75. Geburtstag des TTC 46 Weinheim eigentlich doch ein ganz besonderes für den Jubelverein werden.

Bislang steht von den geplanten Jubiläumsveranstaltungen lediglich fest, dass der TTC im Herbst die Bezirksmeisterschaften ausrichten soll. Dagegen wird ein ursprünglich anvisiertes „offenes Turnier“ für alle Altersklassen voraussichtlich nicht stattfinden. Ob im Sommer eventuell ein Seniorenturnier veranstaltet wird, ist noch offen. Zu gönnen wäre es dem Jubelverein von Herzen.