TTC 46 stürmt die Erstligaspitze

Die Weinheimer Tischtennis-Frauen schlagen erst den Deutschen Meister und dann auch noch den Spitzenreiter.

Weinheim. Als Bruna Takahashi um 19.53 Uhr ihren rechten Arm zur Faust hochriss und die 200 Zuschauer frenetisch Beifall klatschten, hatte der TTC 46 Weinheim schon eine Überraschung geschafft und einen Punkt gegen den Deutschen Meister ttc berlin eastside gesichert.

Mit ihrer Dynamik rang sie Berlins Spitzenspielerin Ching Lee Ho beim 3:1 nieder. Nur zwei Minuten später machte Yuan Wan am Nachbartisch mit einem Netzroller gegen Yaping Ding ihren 3:0-Erfolg klar – und machte die Sensation für den TTC 46 perfekt. Weinheim hatte sich gegen den Deutschen Meister und Champions-League-Sieger mit 6:2 durchgesetzt.

Und nicht nur das: Im Sonntagmorgen-Spiel stürzten die Weinheimerinnen den Tabellenführer SV Böblingen und setzten sich nach abgeschlossener Vorrunde selbst an die Tabellenspitze der 1. Tischtennis-Bundesliga. Allerdings haben Berlin und Kolbermoor in ihren restlichen Spielen der Vorrunde noch die Möglichkeit, am TTC 46 vorbeizuziehen.

„Das war das perfekte Wochenende, einen schöneren Jahresabschluss kann es nicht geben“, jubelte TTC-Teammanager und Vereinsvorstand Christian Säger. Er hat bei der Zusammenstellung der Mannschaft in dieser Saison offenbar alles richtig gemacht.

Und dennoch gehört eben immer auch bisschen Glück dazu, um Charaktere und Spielerinnen dieser Güte zu finden, die noch dazu so gut harmonieren, wie das die Weinheimerinnen in diesem Jahr tun. Yuan Wan, Weinheims Nummer 2, ist jedenfalls glücklich, den Weg an die Bergstraße gegangen zu sein. „Ich wusste, dass Weinheim nach dem siebten Platz des vergangenen Jahres heiß auf mehr ist. Es macht total Spaß hier mit dieser Mannschaft zu spielen, die Zuschauer machen tolle Stimmung und das Umfeld ist super. Mein Papa (Anm. d. R.: Wan Guohui) hat hier vor Jahren ja auch schon gespielt, ich kenne viele und fühle mich einfach wohl. Das sieht man auch daran, wie gut ich jetzt spiele.“

Dem ist wenig hinzuzufügen. Die 25-Jährige, die vor der Saison aus Kolbermoor nach Weinheim gewechselt war und in der Sporthalle des Heisenberg-Gymnasiums sichtlich Spaß hatte, musste am Samstag nur ihr Doppel an der Seite von Sophia Klee gegen das einfach fehlerfreier spielende Berliner Duo Lee Ho/Sabina Surjan abgeben, die beiden Einzelsiege begeisterten.

„Als wir die Aufstellung mit der Hongkong-Chinesin Lee und Yaping Ding gesehen haben, wussten wir: huh – das wird richtig schwierig. Und dass wir den Topfavoriten auf den Titel geschlagen haben zeigt, wie gut und wie stark wir sein können“, sagte Yuan Wan, als sie sich Hand in Hand mit der Mannschaft per Mikrofon für die tolle Unterstützung bedankte.

Ein echtes Pfund im Weinheimer Spiel ist natürlich der Einsatz von Spitzenspielerin Bruna Takahashi, die mit ihrer dynamischen Spielweise gegen beide Berliner Spitzenspielerinnen die Nase klar vorn hatte und ihr Spiel auch nach vermeintlich einfacheren Fehlern gewohnt aggressiv und attraktiv durchzog. „Dass wir so deutlich gewinnen, war schon eine Überraschung. Aber ich habe mich gut gefühlt, war mental stark“, sagte die Brasilianerin mit japanischen Wurzeln, die sich jetzt zum Trainingslager nach Japan verabschiedet. Sie setzte sich auch im Doppel an der Seite von Mateja Jeger durch, die dann noch einen souveränen Einzelpunkt gegen die erst 13-jährige Josephina Neumann beisteuerte. Das Abendessen in der Woinemer Hausbrauerei hatten sich die TTC-Frauen mehr als verdient.

Schon zur Halbzeit 4:0

Lange schlafen konnten sie nicht, denn um 7 Uhr ging es am Sonntagmorgen schon nach Böblingen weiter, wo die Weinheimerinnen auch den bisherigen Spitzenreiter mit seiner Spitzenspielerin Annett Kaufmann 6:3 bezwangen. Gegen die deutsche Nationalspielerin und Mannschaftseuropameisterin von 2021 hatten sowohl Bruna Takahashi und zu Beginn bereits das Doppel Takahasi/Jeger gegen Kaufmann/Hartbrich die Nase vorn. Weil auch Wan/Klee gegen Gotsch/Lin siegten, stand es nach Wans Sieg über Qianhong Gotsch zur Halbzeit schon 4:0.

Die Niederlagen von Sophia Klee und Mateja Jeger (diese in fünf Sätzen) und Wan gegen Kaufman machten nichts aus, weil Takahashi auch mit Gotsch kurzen Prozess machte. Und hätte nicht Jeger schon den sechsten Punkt gemacht, hätte Klee ihr paralleles Einzel auch gewonnen. In dieser Form wird es für jeden Gegner schwer, das starke Weinheimer Kollektiv zu bezwingen. Kein schlechtes Gefühl, um sich in die Weihnachtspause zu verabschieden.