WNOZ: Weinheim muss sich auch im Rückspiel nur knapp dem neuen Deutschen Meister Berlin geschlagen geben. Und das ohne seine Spitzenspielerin
Berlin. Yuan Wan schlich mit hängenden Schultern zur Siegerehrung, zum Lächeln auf dem Mannschaftsfoto mussten sich die Spielerinnen des TTC 46 Weinheim sichtlich zwingen. Wenige Minuten zuvor hatte Mateja Jeger ihre Partie gegen Sabrina Surjan nach souveränem ersten Satzgewinn mit 1:3 verloren – der fünfte Punkt für Gastgeber ttc berlin eastside bedeutete gleichzeitig auch den zehnten Gewinn des Deutschen Meistertitels für die Favoritinnen. Mehr als ein Unentschieden hätten die Gäste von der Bergstraße gestern Nachmittag nicht mehr erspielen können. Durch die knappe Weinheimer 3:6-Heimniederlage am Freitag hieß es wie im Vorjahr: Gold für Berlin, Silber für Weinheim.
Die Verteidigung des Deutschen Vizemeistertitels ist der größte Erfolg der Vereinsgeschichte. Und doch war die Weinheimer Freude getrübt. Als Tina Turners „Simply The Best“ vom Band lief und Nina Mittelham den Pokal in die Höhe reckte, machte sich das TTC-Quartett schon auf den Weg in die Kabine. Dass Yuan Wan besonders unglücklich war, hatte seinen Grund.
Yuan Wan gibt alles
Weil die eigentliche Weinheimer Spitzenspielerin Bruna Takahashi, ihres Zeichens Nummer 20 der Welt, wegen Visa-Problemen das Finale um die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft verpasste, rückte Wan auf Position eins. Und sie machte ihre Sache zunächst so gut, dass sie den TTC beinahe zum Sieg geführt hätte. Nicht zuletzt erhielt sie von Bundestrainerin Tamara Boros, die das Halbfinal-Hinspiel in Weinheim besucht hatte, zuletzt ein Sonderlob. „Yuan hat eine wahnsinnig gute Entwicklung gezeigt. Wenn sie sich in den nächsten Jahren weiter so reinkämpft, hoffe ich auf einen Platz im Olympiateam von 2028 für sie.“
In Bestbesetzung hätte Weinheim eine absolut realistische Chance auf den erstmaligen Titelgewinn gehabt. Im Knackpunkt-Spiel gegen Berlins Nina Mittelham, derzeit Weltranglisten-17., führte Wan nach zwei souveränen Sätzen schon 2:0 und 5:3 im dritten, um dann nach 8:7 im vierten Durchgang noch 8:11 zu verlieren. Im fünften Satz war Weinheims neue Nummer 1 beim 1:11 gegen Mittelham dann mental so unterlegen, wie sie ihre Gegnerinnen zuvor beherrscht hatte. Mit dem 3:1 gegen Britt Eerland und dem Doppelsieg an der Seite von Sophia Klee gegen Shan/Mittelham hatte Yuan Wan Weinheim im Spiel gehalten. Als dann auch noch Daria Trigolos beim Fünfsatzsieg gegen Sabina Surjan die Nerven behielt, stand es 3:3. Ein weiterer Wan-Sieg im Spitzeneinzel und die Gäste wären psychologisch klar im Vorteil gewesen.
Mehr als zufrieden mit Silber
So aber spielten die nominell klar stärker besetzten Berlinerinnen ihre ganze Routine aus und hatten nach einem harten Stück Arbeit den erneuten Deutschen Meistertitel im Sack. „Wir haben super gekämpft, gerade auch in dieser Besetzung Berlin zum Zittern gebracht. Das war überragend. Und wenn statt des 3:4 das durchaus mögliche 4:3 für uns steht, dann ist da nach hinten noch alles möglich“, sagte ein nur kurz enttäuschter TTC-Vorsitzender Christian Säger.
Weinheims Trainer Rainer Schmidt war einfach nur stolz. „Wir hatten nichts zu verlieren und haben es dem haushohen Favoriten so schwer wie nur möglich gemacht. Das war ganz großes Tischtennis.“ Zur Sensation fehlte wirklich nicht viel, wobei allein schon die Verteidigung der Deutschen Vizemeisterschaft aller Ehren wert ist.
Der Meisterpokal blieb in Berlin, Trainer Rainer Schmidt, Yuan Wan, Sophia Klee, Mateja Jeger, Daria Trigolos und TTC-Chef Christian Säger sind sehr stolz auf Silber
Während sich Berlins Mittelham und die zweite Nationalspielerin aus der Hauptstadt Xiaona Shan nun zum Trainingslager der Nationalmannschaft in Vorbereitung auf Paris treffen, geht es für Sophia Klee, Yuan Wan und Daria Trigolos erst einmal in den Familienurlaub. Mateja Jeger flog zurück nach Kroatien, Teammanager Christian Säger fuhr mit seiner Frau direkt von Berlin aus weiter zum Urlaub an die Ostsee.
„In zwei Wochen gibts aber schon wieder das nächste Teammeeting“, sagt Weinheims Profi-Tischtennis-Macher, der mit der Verpflichtung der 22-jährigen türkischen Nationalspielerin Ece Harac (Jena) sowie den Taiwanesinnen Tung-Chuan Chein (22) und Hsien-Tzu Cheng (31) die Weichen für die nächste erfolgreiche Erstligasaison schon wieder gestellt hat. AT