DTTB-Damen zwischen Stolz und Enttäuschung

Enttäuschte Mienen: Annett Kaufmann (l.), Tamara Boros und Xiaona Shan (© ITTF)

10.08.2024 – Deutschlands Tischtennisdamen beenden die Olympischen Spiele nach einer 0:3-Niederlage gegen Südkorea auf dem vierten Platz. Nachdem Yuan Wan und Xiaona Shan im Doppel eine Überraschung nur knapp verpassten, kassierten Annett Kaufmann und Shan im Einzel deutliche Niederlagen. Aufgrund der großen Personalsorgen des Teams ist aber auch der vermeintlich undankbare vierte Platz als Erfolg zu werten.

Am Ende flossen Tränen, bei allen deutschen Spielerinnen. Die Enttäuschung nach der 0:3-Niederlage im Spiel um Platz drei gegen Südkorea war unmittelbar nach dem Match groß, den vierten Platz positiv zu sehen, fiel den DTTB-Damen erst mal schwer. Bundestrainerin Tamara Boros fand aber gleich lobende Worte. „Ich bin trotzdem stolz auf die Mädels und darauf, was für ein Turnier sie gespielt haben.“

Aber einmal der Medaille so nahe gekommen, wollte das Team natürlich das Unmögliche möglich machen und die an drei gesetzten Südkoreanerinnen schlagen. Und Xiaona Shan/Yuan Wan nährten mit ihrem Auftritt im Doppel die Hoffnung, dass an diesem Tag in der South Paris Arena 4 vielleicht doch etwas drin sein würde. Nach aussichtlosem Rückstand (0:2 Sätze/1:6) kämpfte das Duo sich gegen die WM-Zweiten von 2023, Shin Yubin/Jeon Jihee, ins Match zurück, zeigte in der Folge seine beste Turnierleistung. „Vor allem Yuan hat am Ende unglaublich gespielt“, fand Boros. Die Südkoreanerinnen wackelten, zogen aber nach 4:7-Rückstand im fünften Durchgang den Kopf noch mal aus der Schlinge. „Sie konnten noch mal die entscheidenden zwei Prozent zulegen und haben dann ein paar sehr gute Bälle gespielt“, sagte Wan nach dem Spiel. Es tue weh, das Spiel nach der Führung noch verloren zu haben. „Aber eigentlich ist es natürlich Wahnsinn, dass wir, die vor Olympia noch nicht einmal zusammen trainiert, geschweige denn gespielt haben, sie überhaupt so in Schwierigkeiten gebracht haben.“ Mit 8:11 musste das DTTB-Duo sich schießlich doch im Entscheidungssatz geschlagen geben.

Xiaona Shan „nicht bei 100 Prozent“

Annett Kaufmann ging also mit der Bürde des 0:1-Rückstands an den Tisch. Und es sollte sich schnell zeigen, dass es die Linkhänderin gegen Lee Eunhye schwer haben würde. Kaufmann hatte Probleme mit den Aufschlägen und den Topspins der Südkoreanerin. „Und sie war heute sicher auch etwas müde, besonders mental“, beobachtete Tamara Boros. Kaufmann versuchte alles, aber nach zwei knapp verlorenen ersten Sätzen war der dritte dann eine klare Angelegenheit für Lee. Für die 18-Jährige war es nach fünf Siegen die erste Niederlage im Turnier. Die Vorlage ihrer Teamkollegin nutzte anschließend Jeon Jihee und sicherte Südkorea mit einem ungefährdeten 3:0-Erfolg über Xiaona Shan die Bronzemedaille.

Vor allem Shan musste nach dem Match getröstet werden: Nicht nur, dass die Penholderspielerin schon vor drei Jahren in Tokio das letzte Match im Spiel um Platz drei verloren hatte, sie haderte auch damit, dass ihr nach ihrer Bandscheibenverletzung noch immer etwas die Kraft in der Hand fehlt, was sich auch auf ihre Reaktionfähigkeiten auswirke. „Ich bin noch nicht bei 100 Prozent. Selbst wenn mein Kopf manchmal wusste, wo der Ball hinkommt, habe ich es nicht geschafft, mit dem Schläger schnell genug da zu sein.“

Und auch bei Annett Kaufmann kullerten nach dem für sie eigentlich so erfolgreichen Turnier ein paar Tränen. Sie wisse, dass Platz vier unter den Umständen eigentlich ein Erfolg sei, so Kaufmann. „Wir sind ja eigentlich mit einer Ersatzmannschaft angetreten, das muss man sich natürlich vor Augen führen. Yuan und ich waren gar nicht dafür vorgesehen, hier zu spielen.“ Doch am Ende standen die beiden gemeinsam mit Xiaona Shan im Halbfinale der Olympischen Spiele, als beste europäische Mannschaft. „Dafür muss man den Mädels wirklich Respekt zollen“, sagte DTTB-Sportdirektor Richard Prause. (sue)

 

Damen

Spiel um Platz drei

Deutschland – Südkorea 0:3
Wan/Shan – Shin/Jeon 2:3 (-6,-8,8,10,-8)
Annett Kaufmann – Lee Eunhye 0:3 (-8,-9,-2)
Xiaona Shan – Jeon Jihee 0:3 (-6,-6,-6)