TTC war reif für den Titel

TTC war reif für den Titel

Anja Treiber zum kuriosen DM-Finale in Weinheim

Nicht überall wo Champion drauf steht, ist auch Champion drin: Champions-League-Sieger ttc berlin eastside um seinen Macher Andreas Hain hat sich gestern keinen Gefallen getan. In der zugegebenermaßen völlig überhitzten Sporthalle des Werner-Heisenberg-Gymnasiums brach der bis dahin zehnfache Deutsche Meister die Partie bei der 2:0-Führung für den TTC 46 Weinheim ab. Und brachte damit 350 Zuschauer und die Weinheimerinnen selbst um den endgültigen sportlichen Sieg gegen die bisherige Übermannschaft des deutschen Frauen-Tischtennis, die neben der Champions League auch den deutschen Pokal gewonnen hatte.

Dass es nicht das Triple wurde, lag nicht an der Hitze, sondern daran, dass Weinheim das bessere Team stellte. Das Berliner Aufgebot wartete mit jungen Wilden – allen voran der extrem starken Mia Griesel auf – von der im deutschen Tischtennis noch viel zu hören sein wird. Aber letztlich fehlten dem Titelverteidiger im Saisonendspurt die Stars Nina Mittelham und Shan Xiaona, weil sie wegen zu wenig bestrittener Bundesliga-Spiele nicht startberechtigt waren. Die zur Rückrunde verpflichtete Japanerin Yuka Kaneyoshi erhielt von ihrem College keine Freigabe. Da hatte man sich bei Berlin wohl verzockt.

Dass Manager Andreas Hain dann entschied, die Partie beim Stand von 2:0 für Weinheim nicht zu Ende zu spielen, war hochgradig unpopulär und sorgte auf Weinheimer Seite für kurzfristigen Ärger. Beim zahlreich vertretenen Publikum gab es sicher auch keine Sympathiepunkte.

Sachlich gesehen hatte der Macher aus der Hauptstadt natürlich recht, in der Halle war es viel zu heiß. Doch damit mussten alle Akteurinnen klar kommen. Dass er im Gespräch mit unserer Zeitung aber hinterher schob, dass es „hier ja nicht mal Einlaufmusik und ein Podest gibt und der Rahmen unwürdig sei“, dürfte die künftigen Aufeinandertreffen noch interessanter machen.

Zu jedem „würdigen“ Spiel gehört neben einem Sieger eben auch ein guter Verlierer. Als solcher hat sich Andreas Hain gestern nicht erwiesen. Und auch wenn die endgültige Entscheidung des Schiedsgerichts noch aussteht: Einen Zweifel daran, dass der TTC 46 Weinheim im dritten Anlauf ein verdienter, weil besserer Deutscher Meister ist, gibt es nach den beiden Finals und dem Saisonverlauf nicht.

Die Freude darüber überwog bei Yuan Wan und Co. – die bewiesen haben, dass sie in hitzigen Duellen kühlen Kopf bewahren. An der Platte, aber eines Meisters würdig auch daneben.