Natürlich ist das Finale unser Ziel

nterview mit Christian Säger, Manager des TTC 1946 Weinheim

„Natürlich ist das Finale unser Ziel“

 Interview: Dr. Stephan Roscher  23.05.2025

Weinheim. Nur noch eine Woche, dann steigen die Halbfinal-Play-offs in der 1. Bundesliga Damen und versprechen viel Spannung. Mit dabei ist auch der TTC 1946 Weinheim, Sieger der Bundesliga-Punktrunde und in den letzten beiden Jahren Vizemeister. Wir sprachen mit dem Macher und Manager Christian Säger über seinen Verein sowie die Chancen und Perspektiven.


Herr Säger, würden Sie Sich zu Beginn kurz vorstellen für die Leser, die sie vielleicht noch nicht kennen?

„Ich bin 60 Jahre alt, Ur-Weinheimer, selbständig als Versicherungsfachmann bei der Hanse Merkur. Ich war zunächst vier Jahre Jugendwart und bin seit 25 Jahren 1. Vorstand beim TTC 46 Weinheim. Ich fungiere als Manager und Vorstand in einer Person. Ehrenamtlich. Natürlich habe ich auch selber in Mannschaften gespielt, bin inzwischen aber kaum mehr am Tisch aktiv, einfach zu wenig Zeit.“

Wie bewerten Sie rückblickend die Punktrunde aus Sicht Ihres Vereins? Dem TTC 46 gelang es ja erstmals, die Runde auf dem Spitzenplatz abzuschließen.

„Für den Club, die Stadt Weinheim und alle, die mit uns fiebern, der bisher größte Erfolg in unserer Vereinsgeschichte. Wenn man die Saison auf Platz eins abschließen kann, ist das schon herausragend.“

Welche Spielerin hat sie in der Punktrunde besonders positiv überrascht?

„Einzelne Spielerinnen möchte ich da eigentlich gar nicht herausheben, es geht immer nur im Team. Natürlich hat Chien Tung-Chuan in der Vorrunde in ihrem ersten Jahr in Deutschland voll überzeugt und kein Spiel verloren, das sticht ein wenig heraus.“

Apropos Chien: Wie kommt man zu einer derart starken Spielerin, die hier in Deutschland vor der Saison aber kaum einer auf der Rechnung hatte?

„Mit der Zeit hat man ein großes Netzwerk aufgebaut. Ob dann aber eine Spielerin passt und so einschlägt, ist auch immer ein bisschen Glück. Chien passt vor allem auch menschlich hervorragend zu uns.“

Wird das Team auch jetzt in der heißen Phase des Kampfs um die Meisterschaft mit einer starken asiatischen Spitzenspielerin auflaufen können?

„Wir werden natürlich alles versuchen, beim Halbfinale das bestmögliche Team zur Verfügung zu haben. Falls wir wieder ins Finale kommen sollten, gilt da natürlich das gleiche.“

Der Halbfinalgegner heißt ESV Weil. Hätten Sie das für möglich gehalten? Fast alle hatten ja auf Langstadt getippt.

„Der ESV Weil spielt eine sensationelle Saison und hat den Einzug ins Halbfinale auch verdient. Sie haben mit Anna Hursey und Daniela Ortega zwei absolute Glücksgriffe gelandet, die das Team auf ein sehr hohes Level gehoben haben.“

Muss man Weil sehr ernst nehmen, um keine böse Überraschung zu erleben? Schließlich ging das Rückspiel im Januar verloren.

„Das sind zwei absolut offene 50:50-Spiele. Da wird überwiegend die Tagesform den Ausschlag geben, wer ins Finale einziehen kann. Wir wissen, dass bei uns alles passen muss, um ins Endspiel zu gelangen. Natürlich ist das Finale unser Ziel, alles andere wäre gelogen.“

Ist es ein Nachteil, dass das Team zuletzt am 22. März im Einsatz war und danach zehn Wochen Pause hatte?

„Ich denke nicht, dass es ein Nachteil ist, alle Spielerinnen sind schließlich Woche für Woche international im Einsatz. Aber für alle Weinheimer Tischtennisfans ist es eine sehr lange Zeit vom letzten Saisonspiel zum Halbfinale.“

Was ist in Ihrer Sicht überhaupt davon zu halten, dass die Saison aufgrund der internationalen Terminpläne wieder so weit auseinandergezogen ist?

„Natürlich ist dieser Zustand überhaupt nicht optimal, aber unsere Sportart Tischtennis lässt da leider nichts anderes zu. Der Spielleiter des DTTB, Kolja Rottmann, hat da gar keine andere Wahl und muss sich nach dem WTT-Plan und weiteren internationalen Turnieren richten.“

Könnte sich die lange Pause auch auf die Zuschauerresonanz auswirken?

„Wir werden sehen, wie sich das zuschauermäßig auswirkt, aber wir rechnen beim Rückspiel gegen Weil am 1. Juni mit einer vollen Halle.“

Berlin, Dachau und Weil sind ja neben Ihrem Team noch im Rennen. Gibt es überhaupt Favoriten auf den Finaleinzug?

„Es werden alles Spiele sein, in denen die Tagesform und die jeweilige Aufstellung den entscheidenden Moment ausmachen werden. Konkrete Aussagen kann man momentan nicht treffen, alles ist in den Halbfinals und den Finals möglich.“

Es wäre aber schon interessant, wie Sie gerade in dieser Saison den ttc berlin eastside, den Finalgegner der letzten beiden Jahre, einschätzen, der in den Play-offs ohne seine erfahrenen Spielerinnen auskommen muss.

„Berlin hat genau die gleichen Möglichkeiten, den Titel erneut zu gewinnen, wie Weil, Dachau und auch wir Titelchancen besitzen. Das Team ist jung und sehr spielstark. Und mit der neuen Japanerin auf Position eins gelang auch ein sehr guter personeller Coup.“

Wie finden Sie den Play-off-Modus mit Hin- und Rückspiel an einem Wochenende und Golden Match bei Gleichstand, direkt nach der zweiten Partie?

„Das ist schon eine sehr gute Sache für alle. Außerdem ist es anders auch nicht möglich durch die vielen Termine, die Woche für Woche anstehen. Das Golden Match ist natürlich dann noch die Krönung für alle Zuschauer und macht unseren Sport sehr spannend.“

Hand aufs Herz: Soll dieses Jahr erstmals der Meistertitel nach Weinheim geholt werden?

„Für den TTC 46 Weinheim ist es immer ein Erfolg, im Halbfinale oder auch Finale zu stehen. Natürlich möchte man, wie schon erwähnt, immer das Optimum rausholen, das möchten alle anderen Teams aber auch. Ich denke, dass alle Partien, die jetzt noch kommen werden, sehr offen sind.“

Sollte aber tatsächlich diesmal der große Wurf mit dem Gewinn des Titels gelingen, wird dann ganz Weinheim im Ausnahmezustand sein?

„Für uns wäre das natürlich etwas ganz besonderes, noch nie wurde ein Team des TTC 46 Weinheim Deutscher Meister. Unser Oberbürgermeister wird sich in diesem Fall dann schon was einfallen lassen. Schließlich hatte Weinheim noch nie eine Sport-Mannschaft, die Deutscher Meister wurde. Aber jetzt zählen erstmal nur die Halbfinals.“

Die Liga wird auch in der Saison 2025/26 mit nur sieben Teams spielen. Sehen Sie darin ein Problem, auch was die Vermarktung und Außendarstellung des „Produkts“ 1. Bundesliga Damen betrifft?

„Natürlich ist das sehr schade. Alle Clubs und Kolja Rottmann haben versucht, noch eine Mannschaft in die erste Liga zu holen. Leider hat es wieder nicht geklappt. Acht Teams sollten es schon sein, aber viele Vereine bekommen es anscheinend finanziell nicht auf die Reihe.“

Ab der kommenden Saison ziehen nur noch die ersten Vier der Bundesliga-Runde in die Play-offs ein. Eine gute, sinnvolle Lösung?

„Da gibt es ein eindeutiges JA! Alles andere vorher war für die Zuschauer und den sportlichen Wert der normalen Saison nicht angemessen.“

Was würden Sie gerne noch in der Liga, den Abläufen oder dem Reglement geändert sehen?

„Acht Teams, drei Schiedsrichter statt bisher fünf und ein Spielplan, der nicht so weit auseinandergerissen ist, wären der Traum.“